Die Vereinten Nationen haben den 17. Oktober zum Internationalen Tag zur Überwindung der Armut ernannt (Vereinte Nationen, 2025). In ihrer Begründung betonen sie, „dass alle Menschen zusammenkommen müssen, um Armut und Diskriminierung zu beenden, um eine nachhaltige Zukunft aufzubauen, in der die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllt werden, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.“ Bereits die Resolution 47/196 der UN-Generalversammlung von 1992 fordert konkrete Aktivitäten zur Beseitigung von Armut und Not.
Für die politische Erwachsenenbildung ergeben sich daraus weitreichende Aufgaben. Die Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit, nach Überwindung struktureller Benachteiligung, der Herstellung von gerechten Lebensbedingungen und nach Teilhabe kann als Ausgangspunkt für kritische Bildungsprozesse verstanden werden. Die UN hebt hervor, dass Menschen in Armut aktiv in Konsultations- und Entscheidungsprozesse einzubeziehen sind. Dieses Prinzip deckt sich mit dem Verständnis der Erwachsenenbildung, Teilnehmende als Subjekte ihrer Lernprozesse ernst zu nehmen. Sehnsucht wird damit zum Bindeglied zwischen individueller Erfahrung und gesellschaftlicher Transformation.
Gemeinwohlorientierte Erwachsenenbildung versteht Fragen von Armut, Reichtum und Gerechtigkeit als zentralen Schwerpunkt ihres Engagements. Politische Erwachsenenbildung steht jedoch zugleich vor der Herausforderung, ihre Angebote für armutsbetroffene Menschen zugänglich zu gestalten und dabei auch innovative Formen der Bildungsarbeit zu entwickeln. Besonders aufsuchende Formate, die Menschen in ihren Lebensumfeldern erreichen, gewinnen hier an Bedeutung. Niedrigschwellige Bildungsangebote durch Kooperationen MIT Sozialzentren, Beratungsstellen und Betrieben, etwa in Form von aufsuchenden Angeboten, können neue Zugänge schaffen.
Zugleich ist hervorzuheben, dass gemeinwohlorientierte Erwachsenenbildung nur dann diesen Aufgaben gerecht werden kann, wenn sie über eine angemessene strukturelle Ausstattung verfügt. Dazu gehören gesicherte finanzielle Mittel sowie eine verlässliche rechtliche Absicherung, die aktuell durch stark durch die Debatten um Umsatzsteuer und Statusfeststellungsverfahren belastet wird.
Sehnsucht als Ressource zu verstehen bedeutet, Bildungsformate an den existenziellen Bedürfnissen der Teilnehmenden auszurichten und dabei emotionale wie politische Dimensionen zu verbinden. Die Sehnsucht nach Teilhabe und Anerkennung bildet den Ausgangspunkt für Lernprozesse, die Menschen befähigen, ihre Rechte wahrzunehmen und aktiv an gesellschaftlichen Veränderungen mitzuwirken.
Der Internationale Tag zur Überwindung der Armut verweist damit auf eine grundlegende pädagogische Verantwortung: Politische Erwachsenenbildung muss ihren Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten, indem sie Barrieren kritisch reflektiert, innovative Formate entwickelt und ihren Teil zur Herstellung von Teilhabegerechtigkeit leistet. Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit wird damit zur Ressource, die individuelle Motivation und kollektive Veränderungsprozesse verbindet.
Referenzen
EPALE. (2024, Dezember 1). Erwachsenenbildung und Armut: Möglichkeiten und Grenzen. https://epale.ec.europa.eu/de/blog/erwachsenenbildung-und-armut-moeglichkeiten-und-grenzen
Der Paritätische Gesamtverband. (2025). Verschärfung der Armut in Deutschland – Armutsbericht 2025. https://www.der-paritaetische.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/doc/armutsbericht_2025_web_fin.pdf
Statistisches Bundesamt & Eurostat. (2025). Bildungsarmut in Deutschland: Daten und Analysen. https://de.statista.com/themen/11025/bildungsarmut/
Vereinte Nationen (2025). International Day for the Eradication of Poverty. United Nations. Retrieved 11 September 2025, from https://www.un.org/en/observances/poverty-eradication-day




